Team 7 – KCAP / ARUP
Bild: KCAP / ARUP (2023)
Bild: KCAP / ARUP (2023)
Bild: KCAP / ARUP (2023)
Bild: KCAP / ARUP (2023)
Bild: KCAP / ARUP (2023)
Bild: KCAP / ARUP (2023)
Erläuterungsbericht
„Köpenicks inklusive Stadtoase“
Leitidee
Den hervorragenden Qualitäten an Grün- und Wasserflächen verdankt Berlin die Bezeichnung «Grüner Archipel». Unser Konzept strebt eine harmonische Verflechtung von urbaner Entwicklung und Kulturlandschaft an. Der Entwurf setzt somit ein exemplarisches Zeichen für eine nachhaltige innere Verdichtung. Das Dilemma besteht einerseits im Erhalten und Stärken von Grün und andererseits in einer nachhaltigen, inneren Verdichtung. Dies verlangt eine Versöhnung des Urbanen mit dem Grünen, die weder eine Blockrand-Stadt noch eine Gartensiedlung ist. In der sowohl urbanen als auch landschaftliche geprägten Umgebung interpretieren wir die Gartenstadttypologie der Elsengrundsiedlung sowie die der großmaßstäblichen Reformbauten um die Parrisiusstraße neu. Die vorhandenen Naturräume und eine neue Grünraumstruktur, darunter ein zentraler Quartierspark, bilden einen robusten Rahmen, der gleichzeitig vielfältige Nutzungen und Bautypologien erlaubt.
Städtebauliche Konzeption
Der städtebauliche Entwurf entwickelt in Ost-West Richtung eine Serie paralleler, grüner Räume unterschiedlichen Charakters:
- ein Parkstreifen als Puffer zwischen Elsengrundsiedlung und neuer Bebauung entlang der Bahn.
- ein grünes Band entlang der Südseite der Bahn mit Fuß- und Fahrradroute.
- ein zentraler Park als Reißverschluss, der das Quartier zusammenbindet und vernetzt.
- die, als begrünter Boulevard gestaltete Umfahrungsstrasse, mit Fuß- und Radverbindungen zur Parrisiusstraße und zum Bahnhof Hirschgarten.
- die in ihren Aufenthaltsqualitäten aufgewertete Seelenbinderstraße.
- das Erpetal, Teil des Grüngerüstes des Quartiers
Grüne Querverbindungen in Nord-Süd-Richtung verbinden die übergeordneten Grünzüge. Die zentrale Nord-Südachse wird als Quartiersplatz mit Nahversorgungseinrichtung ausformuliert. Das Gerüst paralleler Grünzüge und Querverbindungen webt das neue Quartier zwischen Erpetal und nord-östlich gelegenem Wald ein. Die Umfahrungsstrasse ist als “Quartiersboulevard” ausformuliert.
Die Bebauungstypologie für Wohnen ist ein „aufgelockerter Berliner Blockrand“. Zu den lärmbelasteten Achsen ist sie eher geschlossen ausformuliert, während sich die Bebauung im Inneren auflockert und sich durch Stadtvillen mit Kleingärten mit dem Grün verzahnt. Die geschlossene Bebauung setzt sich aus verschiedenen Häusern bzw. Architekturen zusammen, um mit dem Maßstab des Kontextes in Dialog zu treten.
Der zentrale Park erstreckt sich vom Elcknerplatz am Bhf. Köpenick entlang der Bahn, verschwenkt zur Mitte des Quartiers und führt durch die Wohnsiedlung und das Gewerbegebiet bis zum Bahnhof Hirschgarten. Die Gewerbehöfe spiegeln die bewährte Gründerzeit-Gewerbehof-Typologie mit zusätzlichen Höhenakzenten. Das Schul- und Sportgelände ist durch den Verlauf der Umfahrungsstrasse freigespielt. Entlang der Westseite des Sportfeldes schützt eine Kletterwand mit Tribüne das Wohnhaus an der Gelnitzstraße vor Lärm.
Die neue Bebauung am Finanzamt bildet zusammen mit diesem einen großen, Hof, worin auch die Schulsporthallen organisiert werden. Er wird von einem grünen Nord-Süd-Korridor gekreuzt und am Brandenburgplatz mit einem Hochhaus-Akzent markiert. Westlich entlang der Hirschgartenstraße verlaufen zwei zusätzliche Grünkorridore. Zwischen Seelenbinderstraße und Erpetal löst sich die Bebauung zum Grün auf. Entlang der Baumallee Am Wiesenrain ist eine relativ geschlossene Bebauung mit baulichem Akzent in Richtung S-Bahnhof Hirschgarten vorgesehen, um die gegenüberliegenden Einfamilienhäuser vor Lärm zu schützen.
Vom Elcknerplatz verläuft ein Fuß-und Radweg entlang der Bahn. Parallel dazu liegen Klein- und Schulgarten sowie Schulsport- und Spieleinrichtungen. Nördlich der Bahn teilt sich die Bebauung in zwei Teile unterschiedlichen Charakters, westlich der Unterführung in eine dichte, urbane Bebauung mit aktiven Erdgeschossen, östlich in eine kleinmaßstäbliche Bebauung, gekennzeichnet durch niedrige Zwischenbauten, die an die Typologie der Elsengrundsiedlung referiert. Der Anschluss zum S-Bahnhof Köpenick erfolgt über einen durch ein Höhenakzent markierten urbanen Platz am Stellingdamm.
Vertiefungsbereich 1: Wohnen und Gewerbe am Park
Zoom 1 zeigt die zentralen Wohnblöcke und einen Teil des Gewerbes. Die beiden Blockränder umarmen die Stadtvillen am Park. Die geschlossene Bebauung entlang Bahn und Quartiersboulevard besteht aus unterschiedlichen Architekturen, mit grundgebunden EG-Wohnungen, die Wohn-Arbeit Kombinationen ermöglichen.
Jede EG-Wohnung hat ein eigenes Gärtchen. Zwischen den beiden Hauptblöcken befindet sich der Quartiersplatz, wo die Stadtvillen durch 1-geschossige Nahversorgungs- und Sozialeinrichtungen mit dem Blockrand verbunden sind. Der Platz ist Teil der zentralen Nord-Süd-Grünachse, mit einem Mobilitätshub, unmittelbar an der Bushaltestelle und dem Zebrastreifen am Quartiersboulevard. Der Park wird beidseits von einer großzügigen Promenade entlang der Stadtvillen gesäumt. Über die ganze Länge des Parks verläuft ein Wadi, das je nach Niederschlag mehr oder weniger mit Wasser gefüllt ist. Der Park als auch die Nord-Süd-Achsen sind mit Wadis ausgerüstet. Der Park enthält nutzbare historische Bestandteile des Güterbahnhofs sowie Spiel-, Sport und Erholungseinrichtungen. Die Gewerbehöfe werden über eine Straße zu einem zentralen Logistikhof mit Wendeplatz erschlossen. Eine flexible Baustruktur kann vielfältige Formen von Gewerbe aufnehmen.
Vertiefungsbereich 2: Elcknerplatz und Bahnhof Köpenick
Am Bahnhof Köpenick entwickeln sich nördlich und südlich der Bahn zwei Plätze, der Elcknerplatz und der Bahnhofplatz Nord, die durch zwei Unterführungen verbunden sind.
Der Elcknerplatz ist überwiegend als Fußgängerzone gestaltet, auf dem sich grüne Inseln, zwei Fahrradgaragen, eine Mobilitätsstation mit Bikesharing und Paketabholstelle, sowie Kiosks und Terrassen befinden. Der Elcknerplatz bildet den Auftakt des zentralen Quartiersparks. Der Park-Fahrradweg verläuft über den Platz zum Pendant entlang der Bahnhofstrasse, wo auch ein Taxistand projiziert ist. Der Bahnhofplatz Nord wird von einem 9-stöckigen Gebäude, mit einer sich im EG befindenden Fahrradgarage, markiert. Hier befinden sich die Tramhaltestelle, ein Fahrradweg sowie weitere Mobilitätsangebote.
Vertiefungsbereich 3: Brandenburgplatz und Wohnen am Erpetal
Der Brandenburgplatz bildet, durch das markante Backsteinensemble mit seinem begrünten Vorplatz am „Zur Güterbahn“, ein wichtiges Identifikationsmerkmal, mit Tram- und Bushaltestellen, der raumfassenden neuen Bebauung und dem Eckturm als Höhenakzent. Er ist gleichzeitig wichtiger Verkehrsknoten sowie urbaner Aufenthaltsort. Der Charakter der Seelenbinderstraße, ein mit Bäumen gesäumtes, integriertes Strukturelement, wird gestärkt. Die Bebauung südlich der Seelenbinderstraße wirkt einerseits als urbane Bebauung am Brandenburgplatz und andererseits als Lärmschutzwand für die Stadtvillen im Grünen am Erpetal. Der grüne, von einem Wadi durchströmte, Nord-Süd-Korridor neben dem Finanzamt verbindet zum Erpetal.
Freiraumkonzept
Die „integrative urbane Oase“ bietet ein Konzept, das Ökologie, Regenwasserbewirtschaftung, Energie und Mobilität sowie soziale Fragen mit dem Schwerpunkt auf „naturbasierten Lösungen“ innerhalb eines klimaneutralen Viertels integriert.
Natur inklusive Stadtoase
Die hochwertigen Grünzonen des Erpetals sowie die angrenzenden Waldgebiete werden naturnah, durch neue Grünkorridore und den zentralen Park mit einem robusten grün-blauen Rahmen ergänzt. Wir unterscheiden einen bewaldeten Korridor nördlich der Bahnlinie, ein Trockenbiotop südlich der Bahnlinie, einen zentralen Feuchtbiotop-Park, einen breiten Quartiersboulevard und grün-blaue Finger, die in Nord-Süd-Richtung verlaufen und das Erpetal-Biotop an die Stadt anbinden. Dieser Rahmen schafft ökologische Korridore und Lebensraum für verschiedene Vögel, Säugetiere und Insekten, wodurch der bestehende ökologische Wert des Gebiets in das Stadtgefüge erweitert wird. Neue Grünflächen werden mit einer mehrschichtigen Bepflanzung aus einheimischen und klimaresistenten Arten und einer blühenden Bepflanzung für Bienen und Schmetterlinge versehen. Die Gebäude werden mit begrünten Dächern und Fassaden mit ökologischem Wert ausgestattet.
Menschen in der inklusive Stadtoase
Das neue Stadtquartier bietet eine Vielzahl von großzügigen, attraktiven, zentral gelegenen Freiräumen und Begegnungszonen. Der zentral gelegene Stadtplatz ist das Herzstück. Dieser Quartiersplatz verfügt über aktive Sockel mit Cafés, Geschäften, Restaurants, einem Supermarkt, Bars und Terrassen. Der lineare Park ist ein städtischer Naturpark; ein informeller Freiraum mit üppiger Bepflanzung und Wasser voller Aktivprogramme für verschiedene Altersgruppen. Die kollektiven Gemeinschaftsgärten sind Orte, an denen sich Menschen treffen.
Klimaangepasste Stadtoase
Hier darf Klimawandel nicht zu Hitzestress oder Überschwemmungen führen. Die Menge an befestigter Fläche im Freiraum wird so weit wie möglich begrenzt, damit der größte Teil des Regenwassers direkt versickern kann.
Regenwasser, das nicht vor Ort versickern kann, wird auf Wasserrückhaltedächern zwischengespeichert. Der Quartiersboulevard ist als Schwammstraße konzipiert, überwiegend grün und durchlässig. Auf diese Weise wird das Abwassersystem entlastet und ein klimaangepasstes Regenwassersystem geschaffen, das Regenspitzen gut bewältigen kann. Das grün-blaue Gerüst ist überwiegend in Ost-West-Richtung ausgerichtet, so dass der Wind in Verbindung mit der üppigen Bepflanzung an warmen Sommertagen kühlt, den städtischen Wärmeinseleffekt reduziert und das ganze Jahr über für ein angenehmes Mikroklima sorgt.
Multimodales Mobilitätskonzept
Ein multimodales und auto-armes Mobilitätskonzept fördert nachhaltige Mobilitätsformen und minimiert den PKW- Verkehr. Das isotrope Fußwegenetz schafft attraktive Verbindungen zur umliegenden Umgebung und wird gleichzeitig speziellen Bedürfnissen gerecht. Die Wege innerhalb der Wohnquartiere werden als breite, kombinierte und barrierefreie Fuß- und Radwege mit hoher Aufenthaltsqualität konzipiert, die für Einsatzfahrzeuge oder für Sonderfälle befahrbar sind. Das bestehende ÖPNV-Angebot wird durch eine neue, zentral durch das Viertel verlaufende Buslinie und die geplanten Tramstationen erweitert. Die Haltestellen werden in guter fußläufiger Erreichbarkeit an wichtigen Ankerpunkten des Quartiers angesiedelt. An den Schnittstellen zum ÖPNV und strategischen Orten werden kleine und große Mobilitätskontenpunkte (Mobility Hubs) über das Gebiet verteilt, die alle Verkehrsmodi vernetzen und zusätzliche Angebote schaffen. Dieses umfangreiche Angebot an nachhaltigen Mobilitätsformen, ermöglicht die Beschränkung des MIV auf wenige Straßen, die mit Tempo 30 befahrbar sind. Fußläufig gut erschlossene Quartiersgaragen entlang der Hauptstraßen halten zusätzlich den PKW-Verkehr aus den Quartieren heraus. Der Lieferverkehr erfolgt u. a. über ein emissionsarmes und flächensparendes Mikrologistiksystem.
Der MIV wird auf der Ostumfahrung Bahnhofstraße und ihrer Abzweigung in Richtung S-Bahnhof Hirschgarten zugelassen. Wir empfehlen diese Straßen aus Gründen des Lärmschutzes und der Schulwegsicherheit als Tempo-30-Zonen auszuweisen. Für den ruhenden Verkehr wird ein Stellplatzschlüssel von 0,15 Stpl. pro WE vorgeschlagen.
Klimaneutralität
Für die Klimaneutralität betrachten wir sowohl die Emissionen im Betrieb als auch in der Konstruktion. Ziel ist ein klimaneutraler Betrieb des Quartiers nach Definition des DGNB für Klimaneutrale Gebäude und Standorte zu erreichen, während die Grauen Emission in der Konstruktion weitestmöglich reduziert werden sollen. Hierfür folgen wir einer Hierarchie von fünf Prinzipien: Als oberste Priorität gilt es den Energiebedarf des Quartiers zu minimieren. Die Gebäude werden nach Effizienzhaus 40 Standard für die Wohngebäude und EG40 Standard für die Nichtwohngebäude geplant. Passive Optimierung durch Verschattung, außenliegenden Sonnenschutz, Optimierung der Gebäudeformen und Abstände und ein günstiges Mikroklima reduzieren den Bedarf weiter. Ein Low-Exergy (LowEx) Netzwerk im Kreisverbund erlaubt Versorgungssicherheit und die optimale Nutzung nachhaltiger Energiequellen Geothermie, Solarthermie, Abwasserwärme und der Produktionsabwärme. Die Wärme- und Kälteversorgung wird vollends elektrifiziert und dezentrale Wärmepumpen heben die Wärme auf das benötigte Niveau. Für erneuerbare Energieproduktion vor Ort werden Gründachintegrierte Photovoltaikanlagen und Fassadenintegrierte Photovoltaik in Kombination mit einem Smartgrid in das Quartier integriert. Insgesamt kann somit eine solarer Deckungsgrad des jährlichen Elektrizitätsbedarfes von bis zu 52% erreicht werden. Für die nicht abgedeckte Elektrizitätsversorgung sollen Power Purchase Agreements (PPAs) mit möglichst lokalen erneuerbaren Energieproduzenten abgeschlossen werden, um eine durchgängig erneuerbare Stromversorgung sicherzustellen und das Nettonullemissionen Ziel zu erreichen.
Soziale Infrastruktur
Die quartiersbezogene soziale Infrastruktur ist größtenteils am zentralen Park angeordnet. Im Norden des zentralen Platzes finden sich ein Yoga-Studio sowie eine generationsübergreifende Werkstatt. In den erhaltenen Bestandsgebäuden finden sich eine Pflanzenbörse, ein generationsübergreifender Treffpunkt sowie ein Jugendtreff. Im Westen finden diese am Quartierspark angelagerten übergeordneten, quartiers- und stadtrelevanten Nutzungen mit der Gesamtschule und den dazugehörigen Sportflächen ihren Abschluss. Kitas sind in die Wohnhöfe integriert.
Team 7 – KCAP / ARUP
Präsentationspläne "Köpenicks inklusive Stadtoase" 1-6